Union im Zwielicht: "Berlin Campaign Conference" öffnet Türen für Trump-Netzwerke
- Richard Krauss
- 9. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
BERLIN (emet-news-press) Nach Recherchen des Investigativportals Correctiv hat in Berlin eine Konferenz internationaler rechtskonservativer Politiker und Trump-naher Strategen stattgefunden, die im Umfeld der CDU und CSU für Irritationen sorgt.
Die „Berlin Campaign Conference“ wurde in einem Hotel in der Hauptstadt abgehalten und vereinte Akteure, die sich am Übergang zwischen konservativen und rechtspopulistischen Strömungen bewegen.
Ziel war es nach Angaben der Veranstalter, Strategien für den Erfolg von Mitte-Rechts-Parteien zu entwickeln.
Im Mittelpunkt standen Vorträge und Diskussionen über die Kooperation konservativer Parteien mit populistischen Kräften, über Kampagnen gegen sogenannte „Wokeness“ sowie über die Abgrenzung zum politischen Establishment.
Eingeladen waren nach Correctiv unter anderem internationale Campaigner aus dem Umfeld Donald Trumps. Auch Mitarbeiter der parteinahen Konrad-Adenauer-Stiftung waren anwesend, allerdings nach eigener Darstellung lediglich zur Beobachtung.

Eine zentrale Rolle spielte die International Democracy Union (IDU), eine weltweite Allianz konservativer Parteien, in der CDU-Fraktionschef Jens Spahn seit einigen Monaten das Amt eines Vizepräsidenten innehat. Zwar blieb Spahn der Berliner Konferenz fern, doch das Engagement der IDU als Mitveranstalter wirft Fragen nach den politischen Grenzen im unionsnahen Umfeld auf.
Kritiker in der CDU warnen vor einer Annäherung an autoritäre Strömungen, während andere Mitglieder eine Distanzierung ablehnen.
Die „Berlin Campaign Conference“ wurde Correctiv zufolge unter anderem von der CDU-nahen Union Stiftung aus dem Saarland sowie der Kampagnenagentur The Republic organisiert. Deren Leiter, der CSU-Politiker Armin Petschner-Multari, erklärte gegenüber Correctiv, man wolle konservative Strategien entwickeln, die traditionelle politische Kräfte stärken, ohne die Union nach rechts zu verschieben. Vertreter der AfD seien nicht eingeladen gewesen. Petschner-Multari betonte, dass die bürgerliche Mitte im Fokus gestanden habe.
Unterstützt wurde die Tagung auch von der US-amerikanischen Heritage Foundation, die mit dem Programm „Project 2025“ Donald Trump politisch inspirierte. Hinzu kam ein Institut mit Nähe zum ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán.
Dessen Politik gilt vielen Beobachtern als Modell für Trump und Teile der europäischen Rechten. Orbán selbst hatte noch im Sommer 2025 die AfD-Vorsitzende Alice Weidel empfangen und ihre Partei als „die Zukunft“ bezeichnet.
Correctiv hebt hervor, dass die Konferenz aufzeigt, wie schwer es der Union fällt, klare Trennlinien zu autoritären Netzwerken zu ziehen. Die Heritage Foundation, die Union Stiftung und die IDU beantworteten Anfragen von Correctiv nicht.
Die IDU spielt im Zusammenhang mit der CDU eine wachsende Rolle. Neben Spahn finden sich dort weitere enge Weggefährten des CDU-Politikers. Der Jurist Michael Dust, Vorsitzender der Jugendorganisation der IDU, ist zugleich in Spahns Kreisverband im westfälischen Borken aktiv.
Die IDU wird derzeit vom ehemaligen kanadischen Premier Stephen Harper geleitet und residiert in München im Haus der CSU. In ihrem Ehrenbeirat sitzt unter anderem der frühere österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz. Mitglieder sind unter anderem die US-Republikaner sowie Giorgia Melonis Partei Fratelli d’Italia.
Das Jahresforum der IDU wird von Stiftungen wie der Tholos Foundation und Unternehmern aus dem Umfeld der Brüder Koch unterstützt, die als Förderer der US-Republikaner bekannt sind. In Berlin trat zudem ein Vertreter der Arbeitgeberkampagne Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft auf, die für marktradikale Positionen eintritt.
Besondere Aufmerksamkeit erhielt die Teilnahme von Grover Norquist an einer IDU-Veranstaltung, bei der Spahn auftrat. Norquist gilt als enger Unterstützer Donald Trumps und als Befürworter eines möglichst kleinen Staates.
Bekannt wurde er mit der Aussage, man müsse den Staat so verkleinern, dass man ihn „in der Badewanne ertränken“ könne.
Nach Angaben der CDU-Pressestelle sei die Beteiligung der IDU an der Berliner Konferenz nicht mit Spahn abgestimmt gewesen.
Die Konrad-Adenauer-Stiftung betonte, eine Kooperation habe nicht bestanden, die Anwesenheit von Mitarbeitern sei allein dazu gedacht gewesen, sich ein Bild zu verschaffen.
Beobachter sehen die „Berlin Campaign Conference“ dennoch als weiteres Beispiel dafür, dass unionsnahe Strukturen in Kontakt mit internationalen Netzwerken treten, die autoritäre und populistische Politikansätze vertreten.
Quellen: Correctiv.org, eigene Recherchen
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