„Nie wieder still“ – Schweinfurter CSD von NPD-Aufruf überschattet
- Richard Krauss

- 12. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
SCHWEINFURT (emet-news-press) – Der geplante Christopher Street Day (CSD) in Schweinfurt am kommenden Samstag wird von einer Ankündigung der rechtsextremen NPD überschattet. Die Partei und ihre Jugendorganisation „Nationale Jugend“ (NJ) rufen in sozialen Medien zu einer Gegendemonstration auf. Ein Verbot der Versammlung sei nach Einschätzung der Stadt nicht rechtlich haltbar. Stattdessen kündigte die Verwaltung zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen an.
Die NPD will am Samstag um 15.00 Uhr mit rund 50 Personen auf dem Marktplatz demonstrieren und anschließend durch die Innenstadt ziehen.
Die Route soll dem CSD folgen, wie die Stadt bestätigte. Für den CSD selbst, den der Verein „Queeres UFO e.V.“ organisiert, werden rund 150 Teilnehmende am Demonstrationszug sowie etwa 200 Menschen bei der Kundgebung auf dem Marktplatz erwartet.

Die Veranstalterinnen und Veranstalter des CSD reagierten entschlossen. In sozialen Netzwerken erklärten sie: „Wir lassen uns nicht einschüchtern, zusammen sind wir mehr.“ Der Verein rief dazu auf, Flagge für Vielfalt und Demokratie zu zeigen.
Mehrere queerfreundliche Organisationen aus der Region, darunter Gruppen aus Würzburg, Bamberg und Kitzingen, sagten ihre Unterstützung zu und kündigten gemeinsame Anreisen an.
Zugleich wächst die Kritik an der Stadt Schweinfurt. Die Linken-Bundestagsabgeordnete Agnes Conrad nannte es „einen unhaltbaren Zustand“, dass eine NPD-Versammlung in unmittelbarer Nähe des CSD genehmigt worden sei. Sie befürchte eine Gefährdung der Sicherheit der Teilnehmenden. Conrad hatte Oberbürgermeister Sebastian Remelé schriftlich aufgefordert, alle rechtlich möglichen Schritte für ein Verbot oder eine räumliche Trennung einzuleiten. Eine Antwort sei bislang ausgeblieben.
Das Rathaus verteidigte sein Vorgehen. Man habe die Versammlung der NPD sorgfältig geprüft und sei gemeinsam mit der Polizei zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Verbot nicht gerechtfertigt sei. „Die Stadt befindet sich diesbezüglich stets im engen Austausch mit der örtlichen Polizeidienststelle“, hieß es in einer Stellungnahme.
Stattdessen setzt die Stadt auf ein umfassendes Sicherheitskonzept. Zwischen beiden Veranstaltungen soll ein mindestens 200 Meter breiter Pufferbereich eingerichtet werden, der von den Teilnehmenden nicht betreten werden darf. Sperrvorrichtungen und Polizeipräsenz sollen sicherstellen, dass es nicht zu Störungen oder Übergriffen kommt.
Die Organisatorinnen und Organisatoren des CSD raten den Besucherinnen und Besuchern, möglichst in Gruppen anzureisen, und empfehlen, Regenbogenfahnen oder andere Pride-Symbole erst am Veranstaltungsort auszupacken.
„Lasst euch nicht provozieren – wir protestieren friedlich und wollen keine Konflikte“, schrieb der Verein @queeresufo auf Instagram. In den sozialen Medien überwiegen Zeichen der Solidarität. Nutzerinnen und Nutzer kommentierten unter den Aufrufen des Vereins unter anderem mit den Worten „Jetzt erst recht“ und „Wir bleiben stark“.
Auch andere CSD-Initiativen wie der Verein aus Sonneberg äußerten sich solidarisch: „Passt auf euch auf, seid lauter und genießt den Tag – es ist eurer!“
Der Schweinfurter CSD findet in diesem Jahr zum ersten Mal statt. Unter dem Motto „Nie wieder still“ startet der Demonstrationszug am Samstag um 16.00 Uhr auf dem Marktplatz. Anschließend ist dort ein mehrstündiges Bühnenprogramm geplant.



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