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„Nie wieder still“: Berliner CSD 2025 setzt heute ein deutliches Zeichen für Sichtbarkeit und Solidarität

  • Autorenbild: Richard Krauss
    Richard Krauss
  • 26. Juli
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 30. Juli

Der Berliner Christopher Street Day (CSD) 2025 steht unter dem Motto „Nie wieder still“ und vereint heute Zehntausende Menschen, die gemeinsam für die Rechte queerer Menschen demonstrieren. Ab 11:30 Uhr begann die Veranstaltung mit Eröffnungsreden auf der Leipziger Straße, unter anderem von Bundestagsvizepräsidentin Josephine Ortleb (SPD) und dem Grünen-Vorsitzenden Omid Nouripour. Pünktlich um 12 Uhr setzte sich die Demonstration in Bewegung.


Livestream des RBB ab 12:55 Uhr : / Tipps, Infos, Notrufnummern am Ende des Beitrags /aktualisiert 26.07.2025 - 11:35


Die rund 7,6 Kilometer lange Route führt vom Startpunkt an der Leipziger Straße über Potsdamer Platz, Nollendorfplatz und Urania zum Brandenburger Tor. Dort findet am späten Nachmittag eine Abschlusskundgebung mit Musik-, Kunst- und Redebeiträgen statt. Erwartet werden bis zu eine Million Teilnehmende.


Nach Angaben des Veranstalters Berliner CSD e.V. nehmen über 80 Fahrzeuge sowie rund 100 Fußgruppen an der Parade teil. Neben politischen Organisationen und zivilgesellschaftlichen Initiativen sind zahlreiche queere Kulturgruppen und Jugendprojekte vertreten. Der Veranstalter betont, dass der CSD keine Party, sondern eine Demonstration sei – auch wenn sie bewusst mit Elementen von Feierkultur, Musik und künstlerischem Ausdruck verbunden werde.


Die politische Botschaft steht im Zentrum: Mit dem Motto „Nie wieder still“ verweist der CSD auf die zunehmende Zahl queerfeindlicher Angriffe in Deutschland und fordert verstärkten Schutz queerer Menschen im Alltag, ein klares Bekenntnis zur Vielfalt im Grundgesetz sowie ein Rettungspaket für queere Infrastrukturen, die vielerorts von Kürzungen betroffen sind.


Ein zentraler Bestandteil des diesjährigen Konzepts sind Awareness-Teams, die entlang der Strecke für Ansprechbarkeit, Sicherheit und Unterstützung sorgen sollen – insbesondere für marginalisierte Gruppen wie trans Personen, BIPoC oder Menschen mit Behinderung. Außerdem wurden Rückzugsräume, barrierefreie Sanitätsstationen und mobile Infopunkte eingerichtet.


Die Berliner Polizei begleitet die Veranstaltung mit starker Präsenz. Angesichts der angespannten Sicherheitslage – laut Innenverwaltung wurden allein 2024 über 400 queerfeindliche Straftaten in Berlin registriert – sei die Begleitung erforderlich, heißt es aus polizeilichen Kreisen. Aus Teilen der Community wurde in der Vergangenheit jedoch wiederholt Kritik laut, insbesondere im Hinblick auf diskriminierende Kontrollpraktiken gegenüber marginalisierten Gruppen.


Neben der Hauptveranstaltung in Berlin-Mitte findet auch in Kreuzberg eine alternative Demonstration statt: Die Internationalistische Queer Pride (IQPB) versteht sich als antikapitalistische und antirassistische Alternative zum kommerziell geprägten CSD. Beide Veranstaltungen verlaufen bislang störungsfrei.


Der Christopher Street Day in Berlin gilt als eine der größten queerpolitischen Demonstrationen Europas. Er erinnert an die Aufstände in der New Yorker Christopher Street im Jahr 1969, bei denen sich queere Menschen erstmals massiv gegen Polizeiwillkür wehrten. In Berlin fand der erste CSD im Jahr 1979 statt.


Die Veranstaltenden rufen alle Teilnehmenden dazu auf, ausreichend Wasser, Sonnenschutz und Snacks mitzubringen. Aufgrund von Straßensperrungen entlang der Route sind zahlreiche Geschäfte heute geschlossen.


Glasflaschen und große Taschen sollten aus Sicherheitsgründen vermieden werden. Live-Informationen zur Demonstration stellen sowohl die CSD-eigenen Kanäle als auch Medien wie der rbb über Livestreams und Online-Ticker bereit.


Auch EMET NEWS PRESS berichtet auf seinen Social Media Kanälen auf X, Bsky und Threads den ganzen Tag.


Sicherheit, Support und Seelsorge – wichtige Hinweise für den Tag


Der Berliner CSD 2025 ist nicht nur ein politischer Protest, sondern auch ein Raum kollektiver Fürsorge. Wer heute auf der Straße ist, sollte vorbereitet sein – nicht nur mit Wasser, Sonnenschutz und bequemen Schuhen, sondern auch mit den wichtigsten Telefonnummern und Anlaufstellen im Fall von Überforderung, Diskriminierung oder Gewalt. Bringt Beleidigungen,Übergriffe usw. zur Anzeige. Datum,Ort, Beweissicherung Zeugen / Filmclips etc, was ist passiert.


Notrufnummern und Hilfe bei akuten Vorfällen:


  • Polizei & Feuerwehr: 110


  • Rettungsdienst / Notarzt: 112


  • Berliner Polizei queerbeauftragte Ansprechperson: Tel. (030) 4664–979 111(Erreichbar über die Leitstelle, gezielt nach der Ansprechperson für LSBTIQ* fragen)


  • Berliner Krisendienst (24/7): Tel. (030) 390 63 00 (bei akuten psychischen Krisen, anonym und kostenlos)


  • Awareness-Teams auf der Demo: Deutlich sichtbar markiert, mobil unterwegs – ansprechbar bei Belästigung, Überforderung, Gewalt oder unsicherem Gefühl.


Spezialisierte Unterstützung bei Gewalt und Diskriminierung:


  • L-Support (Antigewaltberatung für lesbische, bisexuelle, queere, trans Frauen & FLINTA):** Tel. (030) 216 22 99


  • MANEO (Anti-Gewalt-Projekt für schwule/bisexuelle Männer & queere Menschen): Tel. (030) 216 33 36


  • TransInterQueer e. V. (Beratung und Begleitung): Tel. (030) 44 66 32 88


Seelsorge & emotionale Hilfe:


  • Telefonseelsorge (rund um die Uhr, anonym):Tel. 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222


  • Queer Seelsorge Berlin (evangelisch, auch für nicht-religiöse Menschen offen):

  • Tel. (030) 243 44 442


  • Nummer gegen Kummer (für junge Menschen bis 25):Tel. 116 111 (kostenlos, anonym)


Weitere Tipps für den Tag:


  • Notiere dir mindestens eine Vertrauensperson, mit der du dich im Fall von Trennung, Stress oder Not absprichst.


  • Speichere dir Notfallnummern im Handy oder schreibe sie auf den Arm oder einen Zettel.


  • Meide stark überfüllte Zonen, wenn du zu Panik neigst – Rückzugsorte sind an Awareness-Infopoints ausgeschildert.


  • Trinke genug Wasser, achte auf andere und nimm Hinweise von Awareness-Teams ernst – auch wenn es nur um kurze Pausen geht.



Quellenverzeichnis


  1. Berliner Polizei – LSBTIQ*-Ansprechpersonenhttps://www.berlin.de/polizei/aufgaben/ansprechpersonen/lsbti/

  2. Berliner Krisendienst – Psychosoziale Soforthilfehttps://www.berliner-krisendienst.de/

  3. Berliner CSD e. V. – Offizielle Veranstaltungsseitehttps://csd-berlin.de

  4. L-Support – Antigewaltprojekt für FLINTA*https://l-support.net

  5. MANEO – Anti-Gewalt-Arbeit für schwule und queere Männerhttps://www.maneo.de

  6. TransInterQueer e. V. – Beratungsstelle für trans*, inter* und nicht-binäre Menschenhttps://www.transinterqueer.org

  7. Telefonseelsorge Deutschland – 24/7 Hilfe, anonymhttps://www.telefonseelsorge.de

  8. Queer-Seelsorge Berlin – Evangelische Kirche Berlin-Brandenburghttps://www.ekbo.de/service/queerseelsorge.html

  9. Nummer gegen Kummer – Beratung für Kinder und Jugendlichehttps://www.nummergegenkummer.de

  10. Tagesspiegel – Artikel zur CSD-Demo 2025 in Berlinhttps://www.tagesspiegel.de/berlin/csd-berlin-2025-route-sperrungen-wagen-party-und-programm-zum-christopher-street-day-14021468.html

  11. Berlin.de – Offizielle Eventseite der Stadt Berlinhttps://www.berlin.de/en/events/2096878-2842498-csd-christopher-street-day.en.html

  12. Siegessäule Magazin – Übersicht über Pride-Saison und Kritikhttps://www.siegessaeule.de/magazin/berlin-pride-alle-infos-zur-csd-saison/

  13. GAY45.eu – Analyse alternativer CSD-Bewegungenhttps://gay45.eu/a-pride-divided-what-happened-to-berlin-csd/

  14. Europa.eu – EU-weite Notrufnummer 112https://europa.eu/youreurope/citizens/travel/safety/emergency/index_de.htm


Glossar


Awareness-Team

Gruppen, die auf Veranstaltungen für Sicherheit, Sensibilität und Ansprechbarkeit sorgen. Sie unterstützen Personen in belastenden Situationen, ohne polizeiliche oder ordnende Funktion. Besonders wichtig für marginalisierte Gruppen.


BIPoC

Abkürzung für „Black, Indigenous and People of Color“. Sammelbegriff für Menschen, die in einer weißen Mehrheitsgesellschaft rassistisch diskriminiert werden.


Brandenburger Tor

Zentraler Abschlussort des Berliner CSD 2025. Historisch bedeutsames Wahrzeichen Berlins, das häufig für politische Kundgebungen genutzt wird.


Christopher Street Day (CSD)

Jährlich stattfindende Demonstration für die Rechte queerer Menschen. Benannt nach der New Yorker Straße, in der 1969 der Stonewall-Aufstand gegen Polizeigewalt begann.


FLINTA*

Abkürzung für Frauen, Lesben, inter*, nicht-binäre, trans* und agender Personen. Bezeichnet Menschen, die patriarchal diskriminiert werden – oft in Schutz- und Awareness-Kontexten verwendet.


MANEO

Berliner Antigewaltprojekt für schwule und bisexuelle Männer sowie queere Menschen. Bietet Unterstützung, Beratung und Dokumentation von Übergriffen.


Motto „Nie wieder still“

Das Leitmotiv des Berliner CSD 2025. Es steht für den Anspruch, queeres Leben sichtbar, laut und politisch zu verteidigen – gegen Schweigen, Verdrängung und Gewalt.


Nummer gegen Kummer

Bundesweite, kostenlose Hotline für Kinder und Jugendliche bis 25. Bietet telefonische und digitale Beratung bei Sorgen, familiären Konflikten oder Diskriminierung.


Pride-Flagge

Symbol für queere Selbstbestimmung. Existiert in vielen Varianten – u. a. für lesbische, schwule, bi-, trans-, inter- und nicht-binäre Communities. Sichtbarkeit bei Demos ist politisches Statement.


Queer

Selbstbezeichnung für Menschen, deren sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität von hetero- und cisnormativen Vorstellungen abweicht. Wird auch politisch verwendet.


TransInterQueer e. V.

Berliner Beratungsstelle für trans*, inter* und nicht-binäre Menschen. Unterstützt bei rechtlichen, sozialen und medizinischen Fragen.


Telefonseelsorge

Anonyme Krisenberatung per Telefon. Rund um die Uhr erreichbar. Offen für Menschen in akuten psychischen oder emotionalen Belastungssituationen.


Verfassungsfeindliche Symbole

Zeichen, Gesten oder Parolen, die gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung verstoßen. Auf Demonstrationen verboten. Dazu zählen z. B. NS-Symbole oder extrem rechte Codes.


Visibility / Sichtbarkeit

Zentrale Strategie queerer Bewegungen: Das öffentliche Zeigen von Identitäten und Lebensweisen als Form des Protests gegen Unsichtbarmachung und Marginalisierung.


Zivilgesellschaft

Gesamtheit gesellschaftlicher Organisationen und Gruppen, die unabhängig vom Staat politisch oder sozial wirken – etwa NGOs, Vereine oder ehrenamtliche Initiativen. Beim CSD oft aktiv beteiligt.

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