Offene Fragen, klare Haltung: Warum Unsicherheit kein Makel ist
- Richard Krauss
- 27. Juni
- 2 Min. Lesezeit

Wer heute die Nachrichtenlage verfolgt oder gesellschaftliche Debatten beobachtet, begegnet einer Grundstimmung aus Unsicherheit und Überforderung. Klimakrise, politische Polarisierung und die Sorge um mentale Gesundheit sind allgegenwärtig.
Der Druck, im Studium, im Beruf und im sozialen Umfeld permanent zu funktionieren, führt viele an ihre Belastungsgrenzen. Die Erwartung, immer souverän und leistungsfähig zu bleiben, ist in der Realität kaum einzulösen. Wer Schwäche zeigt oder Sorgen offenbart, gilt schnell als nicht belastbar – dabei ist genau das Gegenteil notwendig.
Sorgen müssen nicht verdrängt oder als persönliches Scheitern interpretiert werden. Wer sie anerkennt und ausspricht, übernimmt Verantwortung für sich selbst und eröffnet die Möglichkeit, neue Perspektiven zu entwickeln. Die bewusste Reflexion eigener Unsicherheiten schafft Raum für Veränderung, anstatt in einer Spirale aus Überforderung zu verharren.
Auch im öffentlichen Diskurs zeigt sich: Lautstarke Auseinandersetzungen über soziale Gerechtigkeit, Identität oder gesellschaftliche Werte prägen die Debattenkultur.
Häufig fehlt die Bereitschaft, Anliegen nicht nur kämpferisch, sondern auch mit Offenheit und Dankbarkeit zu formulieren. Dankbarkeit ist kein nostalgisches Relikt, sondern ein Perspektivwechsel, der hilft, das Positive im Blick zu behalten – auch unter schwierigen Bedingungen.
Im Zentrum steht die Fähigkeit zur Resilienz: Unsicherheiten werden nicht ignoriert, sondern als Teil des Lebens akzeptiert. Diese Haltung ist kein Rückzug ins Private, sondern ein aktiver Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs. Wer sich nicht von Angst und Defizitdenken bestimmen lässt, sondern reflektiert und zuversichtlich bleibt, bewahrt auch in Krisenzeiten einen klaren Kopf. Genau diese Haltung ist heute gefragt.
Gerade in dieser Mischung aus persönlicher Unsicherheit und gesellschaftlicher Anspannung lohnt es sich, noch einmal auf den Ursprung dieses Grundgedankens zu blicken. Denn die biblische Perspektive, die hier anklingt, eröffnet nicht nur einen neuen Umgang mit Sorgen, sondern formuliert auch eine Hoffnung, die weit über den Moment hinausreicht.
Mach in den nächsten Tagen einen kurzen Realitätscheck: Was beschäftigt dich wirklich? Sprich es aus – für dich selbst, mit jemandem, dem du vertraust, oder ganz direkt im Gebet. Und vergiss nicht, auch das Gute wahrzunehmen. Halte einen Moment inne, um dir klarzumachen, wofür du heute dankbar bist – gerade dann, wenn vieles schwierig erscheint.
Impuls zum Monatsspruch Juli 2025:
„Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!“ (Philipper 4,6)
Diese Bibelstelle ermutigt dich dazu, Sorgen nicht zu verdrängen, sondern sie im Gebet und mit Dankbarkeit vor Gott zu bringen.
Richard Krauss, Lektor in der ELKB, in Schwebheim. Unterfranken
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