Nachruf: „Rolf Seelmann-Eggebert – eine Stimme voller Takt, Kompetenz und Menschlichkeit“
- Richard Krauss

- 22. Aug.
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Aktualisiert: 22. Aug.
aktualisiert am 22.08.2025 um 18:52
Mit Rolf Seelmann-Eggebert verliert der deutsche Journalismus eine prägende Stimme. Der langjährige ARD-Korrespondent und Adelsexperte ist am 22. August 2025 im Alter von 88 Jahren in Hamburg gestorben.

Seelmann-Eggebert begann seine Laufbahn 1956 beim NDR. Nach ersten Reportagen in Niedersachsen prägten ihn die Jahre als Auslandskorrespondent in Westafrika (1968–1976), wo er aus der Elfenbeinküste und später aus Kenia berichtete.
Er war einer der ersten deutschen Fernsehjournalisten, die nicht nur die Naturkulisse Afrikas, sondern auch die soziale Realität und die Apartheid thematisierten. Seine Fernsehbilder von Armut und Ungerechtigkeit fanden große Beachtung und prägten eine ganze Generation von Zuschauer:innen.
Ab Ende der 1970er Jahre wurde London sein journalistisches Zuhause. Dort berichtete er nicht nur von royalen Hochzeiten und Staatsakten, sondern auch von Arbeitskämpfen, Jugendrevolten und dem Nordirland-Konflikt. Er galt als Mann des taktvollen Tons, der Nähe zu Menschen und Institutionen herstellte, ohne kritische Distanz aufzugeben.
Unvergessen bleibt seine jahrzehntelange Rolle als ARD-Adelsexperte: Seelmann-Eggebert erklärte die Rituale und Strukturen der Monarchien und verlieh damit einem alten System Aktualität und Anschaulichkeit. Millionen Zuschauer:innen vertrauten seiner Stimme – ob bei der Hochzeit von Charles und Diana 1981 oder bei William und Kate 2011.
Neben der journalistischen Arbeit engagierte er sich als UNICEF-Botschafter und bei der World Childhood Foundation. Auch in dieser Rolle verband er journalistisches Gewicht mit menschlicher Empathie.
Biographische Daten und Veröffentlichungen
Rolf Seelmann-Eggebert wurde am 5. Februar 1937 in Berlin geboren. Er studierte zunächst Soziologie, Völkerrecht und Ethnologie, bevor er 1956 ein Volontariat beim NDR begann.
Von 1964 an leitete er die Reportageabteilung in Hannover, zwischen 1982 und 1989 war er Programmdirektor des NDR-Fernsehens. Nach seiner Pensionierung blieb er als Kommentator und Autor aktiv.
Er veröffentlichte mehrere Bücher, darunter die Autobiografie „In Hütten und Palästen. Ein Reporterleben“ (2019, gemeinsam mit seiner Tochter Adele Seelmann-Eggebert), in der er seine Arbeit von den Hüttendörfern Afrikas bis zu den Palästen Europas reflektierte.
Weitere bekannte Werke sind „Majesty. Begegnungen mit Europas Königshäusern“ (1997) und „Königskinder. Europas junge Monarchen“ (2002).
Auszeichnungen und Orden
Rolf Seelmann-Eggebert wurde für sein Werk vielfach geehrt:
Goldene Kamera (1985)
Goldener Gong (1985)
Bambi (1992)
Deutscher Fernsehpreis (2011, Besondere Leistung für den Kommentar zur Hochzeit von William und Kate)
Dr.-Carl-Linder-Preis (2017)
Darüber hinaus wurden ihm hohe staatliche Auszeichnungen verliehen:
Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1985)
Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (2002)
Order of the British Empire (OBE) – 1990
Commander of the Order of the British Empire (CBE) – 1992



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