Lost & Found – Warum du nie abgeschrieben bist
- Richard Krauss
- 6. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Juli
Vielleicht kennst du das Gefühl, dich im eigenen Leben zu verlieren. Du funktionierst, erfüllst Erwartungen, bist ständig erreichbar – und trotzdem bleibt da dieses leise Gefühl, nicht ganz dazuzugehören.
Verlorenheit ist heute kein Ausnahmezustand mehr. Sie zeigt sich in der Überforderung im Job, in der Leere nach dem nächsten Erfolg, in der Angst, nicht zu genügen oder abgehängt zu werden.
Gerade in einer Gesellschaft, die Selbstoptimierung und Effizienz als höchste Tugenden feiert, ist das Gefühl, nicht mehr „auf Spur“ zu sein, fast schon vorprogrammiert.

Der Wochenspruch „Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist“ (Lk 19,10) spricht genau in diese Erfahrung hinein.
Jesus richtet seinen Blick nicht auf die Perfekten, sondern auf die, die sich selbst verloren haben. Er sucht aktiv nach denen, die durchs Raster fallen, die sich zurückziehen, die sich selbst nicht mehr wichtig nehmen.
Das ist eine echte Zumutung für das moderne Selbstbild: Du musst nicht alles im Griff haben. Du darfst deine Bedürftigkeit anerkennen. Du darfst dich suchen und finden lassen.
Wo berührt dich diese Perspektive, vielleicht gerade dort, wo du dich selbst zurückziehst oder andere übersiehst?
Vielleicht spürst du es an Tagen, an denen du dich fremd fühlst im eigenen Leben. Oder in Momenten, in denen du dich abkapselst, weil dir alles zu viel wird.
Vielleicht begegnet dir diese Frage aber auch, wenn du andere Menschen übersiehst – weil sie nicht in dein Bild passen, weil sie leise sind, schwierig oder einfach anders.
Der Wochenspruch lädt dich ein, genau hinzusehen, nicht vorschnell zu urteilen, niemanden abzuschreiben – auch dich selbst nicht.
Er öffnet einen Raum, in dem Menschen mit ihren Brüchen und Fragen Platz haben. Im Beruf kann das bedeuten, nicht nur auf Leistung zu achten, sondern auf das Menschliche. In Beziehungen kann es heißen, auch Schwächen und Konflikte auszuhalten, statt sie zu übergehen.
Die „Seligkeit“, von der Jesus spricht, ist keine Vertröstung auf später. Sie ist die Erfahrung, hier und jetzt angenommen zu sein – unabhängig davon, was du leistest.
Vielleicht ist das die eigentliche Zumutung und das große Versprechen dieses Satzes: Du bist nicht verloren. Du wirst gesucht. Du bist gemeint. Und manchmal reicht es, genau das zu wissen.
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