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Dolphin-2-Klasse: Strategische Erprobung unter Beobachtung

  • Autorenbild: Richard Krauss
    Richard Krauss
  • 9. Aug.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 10. Aug.

Die unerwartete Sichtung eines U-Boots vor der deutschen Ostseeküste bei Rügen Anfang August 2025, die zunächst für öffentliche Spekulationen sorgte, hat sich als routinemäßige, jedoch hochsensible Seeerprobung der INS Drakon herausgestellt.


Dieses hochmoderne U-Boot der Dolphin-2-Klasse, gefertigt von Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) in Kiel unterstreicht die fortgesetzte Bedeutung deutscher Werftkompetenz für internationale Seestreitkräfte.


Symbolbild Uboot
Symbolbild Uboot

Zwischen dem 7. und 10. August 2025 wurde vor Sassnitz auf Rügen ein zunächst „unbekanntes“ U-Boot gesichtet. Die Sichtung erfolgte inmitten erhöhter ziviler Aktivität aufgrund der Vorbereitungen für das internationale Segelrennen SailGP und eines deutlichen Anstiegs des Tourismus.


Dadurch wurde das U-Boot gefilmt und das Video von Rene Baier über soziale Medien weit verbreitet, was zu einer 24-stündigen Sperrung seines Facebook-Profils führte. Nach Angaben von Baier forderte ihn Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) zur Löschung des Videos auf.


Die Wasserschutzpolizei bestätigte die Zugehörigkeit des U-Boots zu TKMS, während sich das Unternehmen auf militärische Geheimhaltung berief und keine offizielle Stellungnahme abgab. Der NDR veröffentlichte das Video dennoch.


Das U-Boot wurde als INS Drakon identifiziert, ein Neubau von TKMS . Es handelt sich um ein konventionelles Boot der Dolphin-2-Klasse mit einem speziellen Design für anspruchsvolle Anforderungen. Spekulationen sprechen von einem vergrößerten Turm für ein vertikales Startsystem oder spezielle Abteilungen für Drohnen oder UUVs.


Die Drakon befand sich während der Sichtung in einer Testphase vor ihrer geplanten Auslieferung und nutzte die Gewässer vor Rügen gezielt wegen deren Tiefe, Nähe zur Werft und strategischer Sicherheit, insbesondere gegenüber russischer Ausspähung angesichts der erhöhten militärischen Aktivitäten in der Ostsee.


Die Ostsee ist seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine und zunehmender Berichte über Sabotageakte an Unterseeinfrastruktur ein besonders sensibler Raum mit „fortschreitender Militarisierung“. Im Juni 2025 fand dort das NATO-Manöver BALTOPS statt, was die strategische Bedeutung der Region unterstreicht. Die Sichtung der Drakon fiel in die Zeit nach BALTOPS, in der das öffentliche Interesse an Marinebewegungen und Sicherheit groß war.


Weitere maritime Ereignisse rund um Rügen im August 2025 erhöhten die Komplexität: Die Indienststellung eines neuen Hochsee-Zollkreuzers, eines Hochseeschleppers der Marine und Umweltkontroversen um das LNG-Terminal Mukran.


Die Vielzahl gleichzeitiger Aktivitäten erschwerte die Identifikation einzelner Schiffe und begünstigte Spekulationen. Der Vorfall zeigt den grundlegenden Konflikt zwischen militärischer Geheimhaltung und öffentlicher Beobachtung im digitalen Zeitalter.


Insbesondere die Kommunikationsstrategie von Rüstungsunternehmen steht durch Bürgerjournalismus und schnelle Informationsverbreitung unter Druck.




Im Kontext


Mit dem Begriff OPSEC (operational security) bezeichnet man Militär-Praktiken zum Schutz sensibler Informationen, indem auch scheinbar harmlose Einzelangaben im Gesamtbild unter Verschluss gehalten werden. Angesichts der aktuellen Lage in der Ostsee wird die Notwendigkeit solcher Methoden deutlich – Sichtungen strategischer Güter wie der Drakon könnten zukünftig häufiger auftreten und erfordern flexible Informationspolitik.



Der 5-stufige OPSEC-Prozess


OPSEC wird in der Regel in fünf Schritten umgesetzt:


  1. Identifizierung kritischer Informationen: Zuerst musst du festlegen, welche Informationen für dich oder deine Organisation wertvoll sind und geschützt werden müssen. Das können Geschäftsgeheimnisse, persönliche Pläne, strategische Entscheidungen oder vertrauliche Kundendaten sein.


  2. Analyse möglicher Bedrohungen: Wer könnte deine Informationen wollen? Das können Konkurrenten, Kriminelle oder sogar neugierige Dritte sein. Du analysierst, welche Absichten diese Gegner haben könnten und wie sie versuchen würden, an deine Informationen zu gelangen.


  3. Analyse von Schwachstellen: Hierbei bewertest du deine eigenen Gewohnheiten, Prozesse und Systeme. Wo gibt es Lücken, durch die die kritischen Informationen preisgegeben werden könnten? Das können ungesicherte Kommunikationskanäle, unbedachte Gespräche oder schlecht geschützte Geräte sein.


  4. Bewertung des Risikos: In diesem Schritt bewertest du die Wahrscheinlichkeit, dass die Schwachstellen von den Bedrohungen ausgenutzt werden, und welche Auswirkungen das hätte. So kannst du die größten Risiken priorisieren.


  5. Anwenden von Gegenmaßnahmen: Nun entwickelst du Maßnahmen, um die identifizierten Schwachstellen zu beseitigen oder zu minimieren. Das können Verhaltensänderungen, die Einführung neuer Sicherheitsrichtlinien oder der Einsatz von spezieller Technologie sein.


Glossar


BALTOPS (Baltic Operations): 

Ein jährliches, groß angelegtes Marinemanöver der NATO in der Ostsee, das die Interoperabilität und gemeinsame Verteidigungsfähigkeiten der Mitgliedstaaten trainiert.


Dolphin-2-Klasse: 

Eine Klasse von konventionellen (nicht-nuklearen) U-Booten, die von Deutschland entwickelt und gebaut werden. Sie sind bekannt für ihre fortschrittlichen Fähigkeiten und Stealth-Eigenschaften.


Havariekommando: Eine gemeinsame Einrichtung des Bundes und der Küstenländer in Deutschland, die für die Koordination und Leitung von Maßnahmen bei komplexen maritimen Notfällen und Umweltgefahren auf See zuständig ist.


INS Drakon: Ein hochmodernes U-Boot der Dolphin-2-Klasse, das von Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) für x gebaut wird.


Kap Arkona: Eine markante Steilküste auf der Insel Rügen in der Ostsee, bekannt für ihre Leuchttürme und als geografischer Orientierungspunkt.


LNG (Liquefied Natural Gas): Verflüssigtes Erdgas, das als umweltfreundlicherer Kraftstoff für Schiffe und andere Anwendungen eingesetzt wird.


NATO (North Atlantic Treaty Organization): Die Nordatlantikvertrags-Organisation, ein militärisches Bündnis von 32 nordamerikanischen und europäischen Ländern, das auf einem System der kollektiven Verteidigung basiert.


OPSEC (Operational Security): Ein Prozess, der darauf abzielt, kritische Informationen über militärische Operationen oder sensible Aktivitäten zu identifizieren und zu schützen, um zu verhindern, dass potenzielle Gegner diese Informationen nutzen können.


Seeerprobungen: Umfassende Testfahrten und Prüfungen, die ein Schiff (insbesondere ein U-Boot) nach dem Bau und vor der offiziellen Indienststellung durchläuft, um seine Systeme, Leistung und Seetüchtigkeit zu validieren.


Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS): Ein führendes europäisches Marineunternehmen mit Sitz in Kiel, Deutschland, spezialisiert auf den Bau von U-Booten, Überwasserschiffen und maritimer Elektronik.


UUVs (Unmanned Underwater Vehicles): Unbemannte Unterwasserfahrzeuge, die für verschiedene maritime Missionen wie Aufklärung, Minenjagd oder Forschung eingesetzt werden können.


VLS (Vertical Launch System): Ein Raketenstartsystem auf Schiffen, bei dem Raketen vertikal aus Silos abgefeuert werden, was eine schnelle und flexible Reaktion ermöglicht.

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