Richard Krauss
2. Sept. 2025
Finger weg vom schnellen Geld - es kommt dir teuer zu stehen!
BERLIN / KÖLN (emet-news-press) Deutsche Sicherheitsbehörden warnen vor sogenannten „Wegwerf-Agenten“. Gemeint sind Personen, die von ausländischen Diensten oder deren Mittlern für einfache, oft einmalige Aufträge angeworben werden. Das Spektrum reicht vom unauffälligen Beobachten über Botengänge bis zum Fotografieren sicherheitsrelevanter Objekte.
Solche Helfer gehören keinem Nachrichtendienst an und kennen die Hinterleute in der Regel nicht. Rekrutierung und Steuerung laufen häufig über soziale Netzwerke und Messengerdienste. Die Ansprache wirkt niedrigschwellig, die Bezahlung wird schnell in Aussicht gestellt, teils in bar oder per Kryptowährung. Auftragsketten bleiben intransparent.

Behörden ordnen den Einsatz dieser Helfer seit einiger Zeit vermehrt hybriden Einfluss- und Störaktionen zu. Ziel ist es, Abläufe zu behindern, Sicherheitsressourcen zu binden und Unsicherheit zu erzeugen. Genutzt werden Wegwerf-Agenten für niederschwellige Sabotage, Propaganda-Aktionen und Ausspähungen.
Dazu zählen etwa das Anbringen von Aufklebern oder Transparenten mit politischer Botschaft, das Auskundschaften von Infrastruktur, Drohnenflüge über sensiblen Liegenschaften oder das verdeckte Sammeln von Bild- und Standortdaten. In der Logik der Auftraggeber sind die Einzelaktionen kostengünstig, austauschbar und bei Entdeckung leicht abzustreiten.
Nach Lagebildern der Verfassungsschutzbehörden spielt dabei insbesondere Russland eine Rolle; das Muster ist jedoch prinzipiell nachahmbar.
Typische Merkmale von Anwerbeversuchen sind wiederkehrend. Angeboten werden scheinbar harmlose „Jobs“ mit schneller Vergütung. Der Auftrag soll diskret erledigt werden, Rückfragen sind unerwünscht. Die Kommunikation findet über neu angelegte Accounts, Wegwerf-SIM-Karten oder anonymisierende Dienste statt.
Es gibt Testaufgaben, die das Risiko steigern, etwa Fotos von militärischen Anlagen, Bahnanlagen oder Energie- und Kommunikationsknoten. Häufig wird Zeitdruck aufgebaut.
Teilweise werden politische Narrative genutzt, die Empörung oder Loyalität adressieren. Entscheidend ist die bewusste Trennung zwischen Boten und Auftraggebern: Wer handelt, erfährt so wenig wie möglich über Zweck und Kontext.
Wer eine solche Ansprache erhält, sollte die Kommunikation beenden, Belege sichern und die Behörden informieren.
In akuten Gefahrensituationen gilt der Notruf 110. Hinweise auf Anwerbeversuche oder verdächtige Aufträge können Bürgerinnen und Bürger dem Bundesamt für Verfassungsschutz geben, telefonisch oder über das Hinweisportal.
Beschäftigte in Unternehmen, Forschungseinrichtungen und kritischen Infrastrukturen wenden sich an die jeweiligen Präventions- und Wirtschaftsschutzstellen der Verfassungsschutzbehörden.
Angehörige der Bundeswehr informieren den Militärischen Abschirmdienst. Die Behörden verweisen darauf, dass Hinweise vertraulich behandelt werden und konkrete Details – Zeit, Ort, Kanal, Inhalte, Screenshots – die Bewertung erleichtern.
Strafrechtlich ist bereits die Mitwirkung an einer geheimdienstlichen Agententätigkeit im Auftrag eines fremden Staates erfasst. § 99 Strafgesetzbuch stellt die Tätigkeit für den Geheimdienst einer fremden Macht unter Strafe und sieht Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe vor. Der Versuch ist strafbar.
Neben § 99 kommen je nach Tatbild weitere Straftatbestände in Betracht. Für Brandlegungen reicht der Strafrahmen der einfachen Brandstiftung nach § 306 StGB von einem Jahr bis zu zehn Jahren. Für gefährliche Eingriffe in den Bahn-, Schiffs- oder Luftverkehr nach § 315 StGB sieht das Gesetz Freiheitsstrafen bis zu zehn Jahren vor. Bei IT-bezogenen Aufträgen – etwa Sabotage von Systemen oder das Stören betrieblicher Abläufe – kann § 303b StGB (Computersabotage) greifen, in schweren Fällen ebenfalls mit Strafrahmen bis zu zehn Jahren. Hinzu kommen Beihilfe- und Mittäterschaftsregeln sowie mögliche Vorbereitungshandlungen.
Warum ist es keine gute Idee, Wegwerf-Agent zu werden? Neben den erheblichen strafrechtlichen Risiken setzen sich Beteiligte realen Gefahren aus. Auftraggeber betrachten sie als austauschbar und lenken Spuren bewusst auf sie. Wer einmal einsteigt, verliert die Kontrolle über Zweck und Eskalation.
Eine nachrichtendienstliche Steuerung erhöht die Wahrscheinlichkeit gebündelter Ermittlungen.
Auch zivil- und arbeitsrechtliche Folgen sind möglich, etwa Schadensersatzforderungen oder arbeitsrechtliche Maßnahmen bei Taten im beruflichen Umfeld. Behörden raten dazu, dubiose Angebote zu ignorieren, digitale Belege zu sichern und sich frühzeitig beraten zu lassen.
Sicherheitsbehörden haben hierzu Informationsangebote gestartet und bitten die Bevölkerung um Mithilfe. Prävention setzt auf Aufklärung über Muster und Risiken. Zentral ist, die eigenen Daten- und Kommunikationsgewohnheiten kritisch zu prüfen, ungewöhnliche Jobangebote mit Distanz zu betrachten und Kolleginnen, Freunde oder Vorgesetzte frühzeitig einzubeziehen.
Wer angesprochen wurde, hat mit einer Meldung die Möglichkeit, Schaden abzuwenden – für sich selbst und für andere.  Bei Verdacht: hinweise@bfv.bund.de oder Notruf 110
Quellen
– Bundesamt für Verfassungsschutz: „Gemeinsame Informationskampagne zu Low-Level-Agents – ‚Kein Wegwerf-Agent werden‘“ (02.09.2025). ([Bundesamt für Verfassungsschutz][1])
– BKA/Presseportal: „BKA und Nachrichtendienste warnen vor Anwerbeversuchen für Spionage und Sabotage“ (2025). ([Presseportal][2])
– Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg: Q\&A „Low-Level-Agents“ (05.06.2025). ([Verfassungsschutz BW][3])
– BfV Hinweisportal/Hinweistelefon (Kontaktangaben). ([Bundesamt für Verfassungsschutz][4])
– Gesetze im Internet: § 99 StGB (Geheimdienstliche Agententätigkeit). ([Gesetze im Internet][5])
– Gesetze im Internet: § 303b StGB (Computersabotage). ([Gesetze im Internet][6])
– Gesetze im Internet/dejure.org: § 306 StGB (Brandstiftung). ([Buzer][7], [Dejure][8])
– Gesetze im Internet/dejure.org: § 315 StGB (Gefährliche Eingriffe in den Bahn-, Schiffs- und Luftverkehr). ([Gesetze im Internet][9], [Dejure][10])
– BfV: „Gefährdungen durch russische Spionage, Sabotage und Desinformation“ (Hintergrundpapier, 2025). ([Bundesamt für Verfassungsschutz][11])
[1]: https://www.verfassungsschutz.de/SharedDocs/kurzmeldungen/DE/2025/2025-09-02-informationskampagne.html?utm_source=chatgpt.com "Gemeinsame Informationskampagne zu „Low-Level- ..."
[2]: https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/7/6109094?utm_source=chatgpt.com "BKA und Nachrichtendienste warnen vor ..."
[3]: https://www.verfassungsschutz-bw.de/%2CLde/Startseite/Meldungen%2Bund%2BArchiv/Low-Level-Agents?utm_source=chatgpt.com "Low-Level-Agents: Ein Q&A mit dem LfV BW"
[4]: https://www.verfassungsschutz.de/DE/service/buerger-und-betroffene/hinweistelefon/hinweis-geben_node.html?utm_source=chatgpt.com "Hinweis geben"
[5]: https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__99.html?utm_source=chatgpt.com "§ 99 StGB - Einzelnorm"
[6]: https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__303b.html?utm_source=chatgpt.com "§ 303b StGB - Einzelnorm"
[7]: https://www.buzer.de/306_StGB.htm?utm_source=chatgpt.com "§ 306 StGB Brandstiftung Strafgesetzbuch"
[8]: https://dejure.org/gesetze/StGB/306.html?utm_source=chatgpt.com "306 StGB - Brandstiftung"
[9]: https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__315.html?utm_source=chatgpt.com "§ 315 StGB - Einzelnorm"
[10]: https://dejure.org/gesetze/StGB/315.html?utm_source=chatgpt.com "315 StGB - Gefährliche Eingriffe in den Bahn-, Schiffs"
[11]: https://www.verfassungsschutz.de/SharedDocs/hintergruende/DE/spionage-und-proliferationsabwehr/gefaehrdung-russische-spionage-sabotage-desinformation.html?utm_source=chatgpt.com "Gefährdungen durch russische Spionage, Sabotage und ..."