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Großbritannien -
Labour-Partei führt in Umfragen
zur britischen Unterhauswahl

Richard Krauss

4. Juli 2024

Rishi Sunak und Keir Starmer im Wettstreit um das Premierministeramt

4. Juli 2024 - GB - London: Heute wird in Großbritannien die Unterhauswahl stattfinden, die erste im Juli seit 1945. Diese Wahl könnte das Ende der 14-jährigen konservativen Regierungszeit markieren. Rund 46 Millionen Wähler sind aufgerufen, zwischen 7:00 und 22:00 Uhr BST ihre Stimme abzugeben. Gewählt werden 650 Abgeordnete für das Unterhaus.


Die Labour-Partei unter Keir Starmer führt in den Umfragen deutlich vor den regierenden Konservativen unter Premierminister Rishi Sunak. Prognosen sehen Labour bei über 40 Prozent der Stimmen, während die Konservativen auf etwa 20 Prozent kommen. Dies könnte zu einem historischen Sieg für Labour mit über 400 Sitzen führen, während die Konservativen möglicherweise auf unter 140 Sitze fallen.


Besondere Aufmerksamkeit erhält auch die rechtspopulistische Partei Reform UK. Ihr Chef Nigel Farage, ein prominenter Brexit-Befürworter, könnte bei dieser Wahl erstmals einen Sitz im Unterhaus gewinnen. Reform UK liegt in Umfragen bei 16 bis 17 Prozent, knapp hinter den Konservativen.


Aufgrund des Mehrheitswahlrechts könnte die Partei jedoch nur wenige oder gar keine Sitze erhalten.

Zentrale Themen im Wahlkampf sind die Wirtschaft, das Gesundheitssystem und die Migrationspolitik. Labour verspricht Investitionen in Infrastruktur und Armutsbekämpfung, während die Konservativen Steuersenkungen in Aussicht stellen. Reform UK plädiert für eine Reduzierung der Nettozuwanderung und niedrige Steuern.


Erstmals müssen Wähler in England, Wales und Schottland eine Foto-ID vorzeigen, um ihre Stimme abzugeben. Die Wahl findet unter neuen Wahlkreisgrenzen statt, wobei England 10 zusätzliche Sitze erhält, während Wales und Schottland Sitze verlieren.

Die Ergebnisse werden in der Nacht zum Freitag erwartet. Um eine Mehrheitsregierung zu bilden, benötigt eine Partei mehr als 326 Sitze. Diese Wahl könnte einen bedeutenden politischen Umbruch in Großbritannien darstellen.


"First-Past-the-Post: Ein einfaches, aber umstrittenes System" – Vor- und Nachteile des britischen Wahlsystems

"First-Past-the-Post: Ein einfaches, aber umstrittenes System" – Vor- und Nachteile des britischen Wahlsystems:


Das Mehrheitswahlrecht in Großbritannien, auch bekannt als „First-Past-the-Post“ (FPTP), prägt die politische Landschaft des Landes maßgeblich. Großbritannien ist in 650 Wahlkreise unterteilt, von denen jeder einen Abgeordneten ins Unterhaus entsendet.


Jeder Wahlkreis wählt einen Vertreter, der die meisten Stimmen erhält. Diese Person wird unabhängig davon, ob sie eine absolute Mehrheit erreicht hat, ins Parlament entsandt. Das System bevorzugt größere Parteien und führt oft zu stabilen Regierungen. Die einfache Stimmenauszählung beschleunigt den Wahlprozess.


Großbritannien hat mit dem First-Past-the-Post-System eine Methode, die klare Mehrheiten begünstigt und die Regierungsbildung erleichtert. Die direkte Vertretung jedes Wahlkreises stärkt die Verbindung zwischen Wählern und ihren Abgeordneten, was die Rechenschaftspflicht fördert. Das System hat jedoch auch Kritiker. Kleinere Parteien haben oft wenig Chancen, was die politische Vielfalt einschränkt. Ein weiteres Beispiel ist die Unterrepräsentation der Grünen Partei, die trotz erheblicher Stimmenanteile nur selten Sitze gewinnt.

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