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Pressefreiheit und Journalismus -

ein notwendiges Übel ?

EMET-NEWS-PRESS - 26.06.2018 - RICHARD KRAUSS

Wohl selten ist der Journalismus an sich und die Pressefreiheit als solche von einem amtierenden Innenminister in  dieser  befremdlichen und anmaßenden Art und Weise angegangen worden, wie dieser Tage im Interview von Innenminister Seehofer mit der Passauer Neuen Presse.  Ein neues Phänomen ? Nicht ganz. Es gab Zeiten, da wurde der Scheibenwischer vom Bayerischen Rundfunk vom Sender genommen und manche Staatskanzlei wählte sich die Finger wund um dem  jeweiligen Intendanten die Sichtweise des herrschenden Prinzipals näher zu bringen.  Und auch im Ausland konnte sich ein Journalist nicht sicher sein, von Francos Schergen im Zuge der Amtshilfe aus dem Bett gezerrt in eine Auslieferungszelle geschleift zu werden.

Wohl selten ist der Journalismus an sich und die Pressefreiheit als solche von einem amtierenden Innenminister in  dieser  befremdlichen und anmaßenden Art und Weise angegangen worden, wie dieser Tage im Interview von Innenminister Seehofer mit der Passauer Neuen Presse.  Ein neues Phänomen ? Nicht ganz. Es gab Zeiten, da wurde der Scheibenwischer vom Bayerischen Rundfunk vom Sender genommen und manche Staatskanzlei wählte sich die Finger wund um dem  jeweiligen Intendanten die Sichtweise des herrschenden Prinzipals näher zu bringen.  Und auch im Ausland konnte sich ein Journalist nicht sicher sein, von Francos Schergen im Zuge der Amtshilfe aus dem Bett gezerrt in eine Auslieferungszelle geschleift zu werden.

Woher rührt nun der Zorn des obersten Fahrdienstleiters auf die Presse in Deutschland als Hauptquelle für "Fake News " ?  Keine Frage, die harrsche Kritik am neuen Polizeiaufgabengesetz und an anderen Kabinettstückchen der Bayerischen Staatsregierung haben nicht dazu beigetragen, dass Bundesminister Seehofer in Bezug auf die Berichterstattung in den Wohlfühlmodus schalten konnte. Von Hetze, Falschmeldungen, unrichtiger Darstellung war zu lesen. Und es war deutliche zu spüren, daß mancher Minister mit der Wahrung der Contenence zu kämpfen hatte. Das Projekt des Bayerischen Patriotsakt schien in Gefahr.

 „Die Presse muss die Freiheit haben, alles zu sagen, damit gewissen Leuten die Freiheit genommen wird, alles zu tun.“ Dieses Zitat von  Louis Terrenoire ist die Antwort auf  die Frage nach der Notwendigkeit von Presse und Journalismus und  Hajo Friedrich ergänzte "

 Das hab’ ich in meinen fünf Jahren bei der BBC in London gelernt: Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, nicht in öffentliche Betroffenheit versinken, im Umgang mit Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu sein. Nur so schaffst du es, daß die Zuschauer dir vertrauen, dich zu einem Familienmitglied machen, dich jeden Abend einschalten und dir zuhören.“ 

Doch längst gibt es dieses abendliche Einschalten nicht mehr, denn wir alle sind 24 Stunden auf Sendung. Flash News, Breaking News, Eilnachrichten, Inital Reports, Tickermeldungen in den Social Medias. Die Zeiten haben sich gravierend verändert. Nachricht und Neuigkeit, Schnelligkeit und Aktualität, Verifizierung und Anscheinsvermutung all das bedeutet Hektik,Hetze und die Hoffnung als erster auf der Ziellinie sein zu müssen. Müssen wir als erstes über die Ziellinie gehen? Zuweilen ja, denn es geht um Geld und die Frage der Rechtfertigung, "warum wart ihr nicht schneller" 

 

Was macht nun guten Journalismus und gute Pressearbeit aus ? Zugegeben ich ärgere mich zuweilen wenn ich lese "wir sagen ihnen was heute wichtig ist". Wir wissen es und wir sagen es dir, weil du es nicht weißt. Ein ungutes Gefühl. 

Nein, Journalismus und Pressefreiheit gehen einher mit Sorgfalt bei der Recherche, Mut und Chuzpe, Kompetenz und Objektivität im Sinne von Friedrichs soweit es eben geht. In der Tat, Meldungen erreichen uns viele. Bedeutet das per se, daß wir sie sofort - in Echtzeit -  einordnen und bewerten können ? Für wen, für unser Leserinnen und Leser ?  Müssen wir ihnen sagen"was heute wichtig ist" ? 

 

Information und Meinungsbildung sollten auf kristallklares Quellenmaterial aus mehreren zuverlässigen unterschiedlichen Quellen basieren. Journalisten müssen die Kompetenz besitzen, diese Informationen zu bewerten, zu hinterfragen, Ursachen zu beleuchten und zuweilen in einem Kommentar auch zu bewerten. Abertausendmale am Tag, Stunde um Stunde passiert dies in unzähligen Agenturen, Korrespondentenbüros und an Redaktionsschreibtischen. Und dennoch ist es das Rennen wie in der Geschichte  vom Hase und Igel.

Die Tatsache, daß Informationen über aktuelle Ereignisse sekündlich im Netz verfügbar sind, erweckt bei Politikern und Journalisten gleichermaßen den Eindruck, das Monopol über die Deutungshoheit verloren zu haben, denn die Zeiten von lockeren Hintergrundgesprächen in dern Fluren des Langen Eugen gehören längst  der Vergangenheit an. Trump twittert sich um seinen Kopf, CSU Abgeordnete drohen dem Abgeordneten Kiesewetter mit Konsequenzen, wenn er weiterhin bei seiner liberalen Flüchtlingspolitik bliebe. Das Medium als Waffe, das Medium als Tatort, das Medium als Brecheimer. 

 

 

Nun denn, wenden wir uns diesem Brecheimer zu um uns auszu...en ?

Nein, mitnichten. Denn sonst würden Journalistinnen und Journalisten  ihrer Verantwortung nicht gerecht werden, die ihnen die Pressefreiheit nach Artikel 5 GG einräumt und auf die sich die Leserinenn und Leser verlassen können und dürfen.

Nicht immer bequem und in kleinen Häppchen sondern im Vertrauen darauf, daß unabhängige und kritische Berichterstattung ein elementarer Bestandteil einer freiheitlich demokratischen Grundordnung ist. Nicht selten bezahlen Journalisten in aller Welt diesen Dienst an Demokratie und Allgemeinheit mit ihrem Leben. 

 

Die folgende Grafik stammt von Reporter ohne Grenzen, sie veranschaulicht deutlich, dass hier keine gröhlenden Maulhelden am Werk sind, die Fake News produzieren, sondern dass es hart und wachsam arbeitende Frauen und Männer sind, besonders dann, wenn Bundesminister, die auf das Grundgesetz dieser Republik vereidigt sind, sich in pauschalen Entgleisungen und Diffamierungsversuchen ergehen um ihre claqueure zu befriedigen und den Überbringer der schlechten Botschaft zum Sündenbock abstempeln. 

Allerdings gehören zu dieser Sichtweise mindestens zwei. Einer der die Absicht hat es zu tun und einen der sich zum Sündenbock machen lässt.

In diesem Fall wird Herr Seehofer alleine bleiben.  

 

"Ich weiß nichts und sie wissen nichts" / Wehner vs. Lueg

Quelle: Reporter ohne Grenzen / Stand 26.06.2018

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