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AutorenbildRichard Krauss

CSD - Berlin Pride 2024: Nur gemeinsam stark: Vielfalt und Demokratie im Fokus - Zusammenhalt und Freiheit

Aktualisiert: 29. Juli

aktualisiert: 29.07.2024


BERLIN - Am Samstagmittag findet die 46. Berliner CSD-Parade unter dem Motto "Nur gemeinsam stark – Für Demokratie und Vielfalt" statt. Es wird erwartet, dass Hunderttausende Menschen zusammenkommen, um ein kraftvolles Zeichen für gesellschaftliche Diversität und Solidarität zu setzen. Die Parade beginnt um zwölf Uhr an der Leipziger Straße, Ecke Charlottenstraße, mit einer Eröffnungsrede von Sophie Koch vom Queeren Netzwerk Sachsen, gefolgt von Bundesfamilienministerin Lisa Paus und dem Vorstand des Berliner CSD-Vereins.


Die Route führt durch historische und symbolträchtige Orte der Stadt: vom Bundesrat und Potsdamer Platz über den Nollendorfplatz bis hin zur Siegessäule und schließlich zur Straße des 17. Juni. Diese Wegführung unterstreicht die historische Bedeutung und die fortlaufende politische Relevanz der queeren Bewegung. Das Bühnenprogramm am Brandenburger Tor, das bereits um 13 Uhr beginnt und bis Mitternacht andauert, bietet ein breites Spektrum an Performances und Reden, darunter Auftritte von Vivienne Lovecraft, AMARI, Hollywood Tramp und dem prominenten Herbert Grönemeyer.

(CSD Berlin 2007)


Die Teilnahme von 75 Wagen und 100 Fußgruppen, darunter zahlreiche Unternehmen, die sich für die queere Community engagieren, verdeutlicht die gesellschaftliche Resonanz und die wachsende Akzeptanz queerer Identitäten in unterschiedlichen sozialen und wirtschaftlichen Kontexten. Besonders bemerkenswert ist die aktive Beteiligung und Förderung queerer Netzwerkgruppen innerhalb dieser Unternehmen, was die Bedeutung interner Strukturen für die nachhaltige Unterstützung der Community unterstreicht.


Für ältere Teilnehmer*innen und Menschen mit Behinderungen wurden spezielle Vorkehrungen getroffen, um ihre Teilhabe zu gewährleisten. Zwei Rolli-Podeste am Potsdamer Platz und Brandenburger Tor sowie ein Kooperationsbus mit der BVG bieten Unterstützung für diejenigen, die nicht die gesamte Strecke zurücklegen können.

Gebärdendolmetscher*innen sind an der Hauptbühne im Einsatz, um die Veranstaltung barrierefreier zu gestalten. Ein zentrales Thema der diesjährigen Veranstaltung ist der Umgang mit antisemitischen Äußerungen. Trotz der offenen Natur der Parade, bei der jede*r teilnehmen kann, distanzieren sich die Veranstalter klar von antisemitischen, rassistischen und muslimfeindlichen Äußerungen. In Zusammenarbeit mit democ e. V., einem Verein aus Wissenschaftler*innen und Journalist*innen, die demokratiefeindliche Bewegungen beobachten, werden Äußerungen bewertet und gegebenenfalls Maßnahmen ergriffen.


Die Sicherheitsvorkehrungen der Polizei sind umfassend. Die Berliner Polizei wird mit einem großen Aufgebot vor Ort sein, um die Sicherheit der Teilnehmer*innen zu gewährleisten. Es wird verstärkte Präsenz an kritischen Punkten der Route geben, insbesondere am Start- und Endpunkt der Parade. Die Polizei arbeitet eng mit den Veranstaltern zusammen, um mögliche Bedrohungen zu identifizieren und schnell reagieren zu können. Mobile Teams und Bereitschaftskräfte werden im gesamten Veranstaltungsbereich patrouillieren, während zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen wie Absperrungen und Kontrollen entlang der Route eingerichtet werden.


Die kurzfristige Ankündigung des Auftritts von Herbert Grönemeyer bei der Abschlusskundgebung hat für positive Überraschung gesorgt. Trotz der schlechten Wettervorhersage sind die Veranstalter zuversichtlich, dass die Community sich die Stimmung nicht vermiesen lässt und ein starkes Zeichen für Zusammenhalt und Resilienz setzt.

 


(CSD 2023 Berlin)


Der Fokus der diesjährigen Veranstaltung liegt auf landespolitischen Themen, weshalb Bundeskanzler Olaf Scholz nicht eingeladen wurde. Die Veranstalter planen jedoch, ihn nächstes Jahr einzuladen, insbesondere im Hinblick auf die Bundestagswahl 2025 und die Notwendigkeit, gegen das Erstarken rechtsextremer Parteien vorzugehen.

 

Der Soul of Stonewall Award wird an herausragende Persönlichkeiten und Organisationen verliehen, die sich durch ihr Engagement für die queere Community auszeichnen. In diesem Jahr gehören dazu Brix Schaumburg, Emmy Lubega für Kasha Nabagesara, Ipek Ipekçioğlu und Felicia Mutterer.

 

Der Berliner CSD wird von einem Kernteam von etwa 20 Personen und zahlreichen Ehrenamtlichen und Freelancern organisiert. Die Veranstalter betonen die Bedeutung von Zusammenhalt und Engagement für Demokratie und Vielfalt und hoffen auf eine Berichterstattung, die den CSD als selbstbewusstes, friedliches und politisches Ereignis würdigt.

 

Was ist der CSD und warum wird er veranstaltet?

 

Der Christopher Street Day (CSD) findet in jedem Jahr in vielen Städten rund um den Globus statt, um die Rechte und die Sichtbarkeit der LGBTQIA+-Community zu fördern. Der Name erinnert an die Stonewall-Aufstände, die im Juni 1969 in der Christopher Street im New Yorker Stadtteil Greenwich Village stattfanden. Diese Aufstände gelten als Wendepunkt im Kampf für die Rechte von LGBTQIA+-Personen und markieren den Beginn der modernen LGBTQIA+-Bewegung.

 

Der CSD dient als Plattform, um auf die fortwährenden Herausforderungen und Diskriminierungen hinzuweisen, denen die LGBTQIA+-Community gegenübersteht. Gleichzeitig feiert er die Vielfalt und die Errungenschaften der Community. Die Veranstaltungen sind eine Mischung aus politischem Protest und fröhlicher Parade, bei der die Teilnehmer*innen ihre Identität und Solidarität zum Ausdruck bringen.

 


In Berlin hat der CSD eine besondere Bedeutung, da die Stadt eine lange Geschichte des Einsatzes für LGBTQIA+-Rechte hat. Der Berliner CSD zieht jährlich Hunderttausende Teilnehmer*innen an und ist ein bedeutendes kulturelles und politisches Ereignis, das nicht nur die queere Community, sondern die gesamte Gesellschaft dazu aufruft, für Gleichberechtigung und Toleranz einzutreten.


Beteiligung der Kirchen am CSD


Auch Kirchen beteiligen sich am Berliner CSD, was die breite Unterstützung und die interdisziplinäre Solidarität für die LGBTQIA+-Community widerspiegelt. Die Evangelische Kirche in Berlin ist beispielsweise aktiv an der Parade beteiligt und stellt einen der Wagen. Diese Beteiligung signalisiert eine wichtige Öffnung und Unterstützung seitens religiöser Institutionen, die traditionell nicht immer als Verbündete der queeren Bewegung galten. Die Teilnahme der Kirchen am CSD illustriert eine tiefgreifende Transformation innerhalb religiöser Institutionen und zeugt von einem zunehmenden Bewusstsein für die Notwendigkeit der Inklusion und der Förderung von Menschenrechten.


Diese Zusammenarbeit stellt eine bedeutsame Verbindung zwischen spirituellen und säkularen Bemühungen um soziale Gerechtigkeit dar. Durch ihre Präsenz beim CSD unterstreichen die Kirchen, dass die Werte der Nächstenliebe und der Akzeptanz universell sind und alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens durchdringen sollten. Diese Entwicklung markiert einen wichtigen Schritt in Richtung einer integrativen Gesellschaft, in der unterschiedliche Identitäten und Lebensweisen respektiert und gefeiert werden.


Pinkwashing durch Unternehmen?


Ein kritisches Thema im Zusammenhang mit der Beteiligung von Unternehmen am CSD ist das sogenannte Pinkwashing. Pinkwashing bezeichnet den Versuch von Unternehmen, sich durch Unterstützung der LGBTQIA+-Community ein fortschrittliches und tolerantes Image zu geben, ohne tatsächlich substantielle Maßnahmen zur Förderung von Gleichberechtigung und Inklusion zu ergreifen. Es handelt sich dabei oft um oberflächliche PR-Maßnahmen, die die tiefergehenden strukturellen Probleme und Diskriminierungen nicht berücksichtigen.


Viele Unternehmen nutzen den CSD als Plattform, um ihre Marken mit den positiven Werten der LGBTQIA+-Bewegung zu assoziieren. Diese kommerzielle Präsenz wirft die Frage auf, ob es sich hierbei um authentisches Engagement oder lediglich um Marketingstrategien handelt. Kritiker argumentieren, dass Unternehmen, die nur während des Pride-Monats Regenbogenflaggen zeigen und spezielle Produkte anbieten, aber keine konkreten Maßnahmen zur Unterstützung ihrer queeren Mitarbeiter*innen und der Community insgesamt ergreifen, sich des Pinkwashings schuldig machen.


Um echter Verbündeter der LGBTQIA+-Community zu sein, müssen Unternehmen über symbolische Gesten hinausgehen und nachhaltige Veränderungen in ihrer Unternehmenskultur und ihren Geschäftspraktiken umsetzen. Dies umfasst unter anderem die Implementierung inklusiver Richtlinien, die Förderung von Vielfalt auf allen Ebenen des Unternehmens und das Engagement in der Bekämpfung von Diskriminierung und Vorurteilen am Arbeitsplatz.


Der Berliner CSD bietet eine Gelegenheit für Unternehmen, ihre Unterstützung für die LGBTQIA+-Community zu demonstrieren, aber auch eine Verantwortung, diese Unterstützung authentisch und kontinuierlich zu zeigen. Die langfristige Zusammenarbeit mit queeren Organisationen und die aktive Förderung von Inklusion und Gleichberechtigung sind entscheidend, um dem Vorwurf des Pinkwashings entgegenzuwirken und eine echte positive Veränderung zu bewirken.


Am diesjährigen Berliner CSD nehmen zahlreiche Unternehmen und Organisationen teil, die ihre Unterstützung für die LGBTQIA+-Community demonstrieren.


Dazu gehören der Berliner CSD e.V., TIN Truck / Berliner CSD e.V., die Evangelische Kirche in Berlin, House of Pride / Ritter Butzke (Guerilla Production Berlin GmbH), dbPride und Vorspiel – Queerer Sportverein Berlin e.V., das BVG-Regenbogennetzwerk, das BVG Inklusions-Fahrzeug gemeinsam mit dem Berliner CSD e.V., die Berliner Aids-Hilfe e.V. + S-Queer (Berliner Sparkasse), der queerhuman Humanistischer Verband Berlin-Brandenburg KdöR, Ärzte ohne Grenzen e.V., die GEW Berlin, History & Documentation e.V. BQueer – Stimme der LGBTQ-Community in den Wissenschaften, der Förderverein Hauptstadt CSD e.V., bearnetworkberlin, Amnesty International Deutschland e.V., die Lebenshilfe gGmbH, queerhandicap e.V., impulsivebooking, KiKu-Kinderhaus Kumasi e.V., die Schwulenberatung Berlin (abgesagt durch Truckverleih),


die Deutsche Aidshilfe e.V., Quarteera e.V., der AWO Kreisverband Berlin Spree-Wuhle e.V., das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die Britische Botschaft / Die Botschaft ist Liebe, das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg / AG Queerbeauftragte / Regenbogennetzwerk, das Rainbow Auswärtiges Amt / Botschaft Mexiko, Tourspain, Volt Deutschland Landesverband Berlin, LSU Berlin, das Regenbogen-Netzwerk der Deutschen Rentenversicherung Bund, SPDqueer Berlin, die Botschaft des Königreichs der Niederlande in Berlin, Flaconi GmbH / Your flaconi Pride, eBay, BLEND – Bayer Diversity Gruppe, Die Linke Berlin, Mercedes-Benz Pride, Be.queer bei Bertelsmann, MagentaPride – Deutsche Telekom AG, Mampe Spirituosen GmbH, Home & Care, Deloitte Globe Pride Initiative, Pride@Henkel – Diversity, Equity & Inclusion, We Drive Proud, Pride@Durex, Amazon, Pride CE | Hewlett Packard Enterprise, EY Unity, Hotel Pullman Berlin Schweizerhof, Siemens Energy, queerseite / Axel Springer SE, Diversity, Equity and Inclusion at commercetools, LGBTQI + Zalando, Lieferando, Vattenfall Diverse Energy Netzwerk,


Siemens Pride, Helios Klinikum Berlin-Buch für Out@Helios, Sony Music Entertainment Germany GmbH, Shine – We shine at PwC, RainbowNet, Allianz Pride, TUI Love Happy, EQUAL at McKinsey, BEW Berliner Energie und Wärme AG, IKEA Pride, Fresh Pride, Nie zu bunt – das queere Netzwerk der Edeka Minden-Hannover, GLEAM – Global LGBTQIA+ Employees and Allies at Microsoft, WVV-Gesundheitsnetzwerk | COMFORT Homecare, Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH, Commerzbank AG, railbow c/o Deutsche Bahn AG und Eurowings.


Stimmen der Bundestagsparteien:


Zum CSD Berlin 2024 haben verschiedene Bundestagsparteien Stellungnahmen abgegeben und Zitate veröffentlicht, um ihre Unterstützung und Ansichten zu den Themen Vielfalt, Demokratie und LGBTQ+-Rechte auszudrücken.


SPD

Lars Klingbeil, Co-Vorsitzender der SPD, sagte:

"Die SPD steht fest an der Seite der queeren Community. Wir kämpfen für eine Gesellschaft, in der jeder Mensch frei und ohne Angst leben kann. Der CSD ist ein wichtiges Zeichen für Vielfalt und gegen Diskriminierung."


Bündnis 90/Die Grünen

Ricarda Lang, Co-Vorsitzende der Grünen, erklärte:

"Nur gemeinsam sind wir stark – für Demokratie und Vielfalt. Der CSD Berlin 2024 zeigt, wie wichtig es ist, sich gegen rechte Hetze und für eine inklusive Gesellschaft stark zu machen. Unsere Solidarität gilt allen, die für ihre Rechte und Anerkennung kämpfen."


Die Linke

Janine Wissler, Vorsitzende der Linkspartei, betonte:

"Die Rechte von LGBTQ+-Personen sind Menschenrechte. Der CSD ist ein kraftvolles Signal, dass wir Diskriminierung und Ausgrenzung in jeder Form entschlossen entgegentreten. Wir fordern konkrete Maßnahmen gegen Hasskriminalität und für mehr Sichtbarkeit queerer Menschen in den Medien."


FDP

Christian Lindner, Vorsitzender der FDP, äußerte sich:

"Demokratie lebt von Vielfalt und Respekt. Der CSD erinnert uns daran, dass der Einsatz für die Rechte von LGBTQ+-Personen nicht nur eine Frage der Toleranz, sondern der Gerechtigkeit ist. Wir unterstützen die Forderungen nach besseren rechtlichen Rahmenbedingungen und Schutz vor Diskriminierung."


CDU/CSU

Friedrich Merz, Vorsitzender der CDU, sagte:

"Die CDU bekennt sich zu einer freien und offenen Gesellschaft. Wir setzen uns dafür ein, dass queere Menschen sicher und selbstbestimmt leben können. Der CSD ist ein wichtiger Anlass, um auf bestehende Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen."


Die CDU bremst Forderungen aus, das Diskriminierungsverbot wegen sexueller und geschlechtlicher Identität durch eine Grundgesetzänderung umzusetzen. Es sei schon verwirklicht, behauptet Fraktionsgeschäftsführer Thorsten Frei (CDU)


AfD

Die AfD hat sich in ihren Stellungnahmen zur CSD Berlin 2024 kritisch geäußert und betont, dass sie die Veranstaltung als politisch motiviert und gegen ihre Partei gerichtet sieht. (Anmerkung der Redaktion: Opferinszenierung)

Alice Weidel und Tino Chrupalla, die Bundessprecher der AfD, haben klargemacht, dass sie den CSD als eine Plattform betrachten, die gezielt gegen die AfD und andere rechte Gruppierungen Stimmung macht. (Anmerkung der Redaktion: gut so)  



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