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Rechte Störer beim
Christopher Street Day
Köln - Lob für die Polizei

Richard Krauss

23. Juli 2024

Drohungen bereits vor Beginn des CSD in Köln - Konsequenzen für die Zukunft

aktualisiert: 23.07.2024 - 10:20


KÖLN : Am vergangenen Sonntag wurde der Christopher Street Day (CSD) in Köln von einer Gruppe rechtsextremer Störer massiv gestört. Insgesamt 13 Männer im Alter zwischen 18 und 30 Jahren fielen durch homophobe und rechtsradikale Parolen auf und rissen Regenbogenfahnen ab, die als Symbol der queeren Bewegung dienen. Die Polizei stellte Strafanzeige gegen die Verdächtigen und erteilte ihnen Platzverweise.


Laut Aussagen von Zeugen sollen die Verdächtigen sich lautstark rechtsradikal und homophob geäußert haben. Die Polizei wurde von aufmerksamen Teilnehmern des CSD alarmiert und konnte schnell eingreifen, um die Situation unter Kontrolle zu bringen.

Bereits vor Beginn der Veranstaltung waren über das Internet mehrere Drohungen gegen den CSD in Köln verbreitet worden.


Der Staatsschutz der Kölner Polizei sowie das Landes- und Bundeskriminalamt nahmen diese Drohungen ernst und führten umfangreiche Ermittlungen durch. Dabei fanden sie jedoch keine Hinweise auf konkrete Pläne für Anschläge oder Angriffe. Somit konnte der CSD wie geplant stattfinden.


Der Polizeieinsatz wurde durch die erhöhte Präsenz von Sicherheitskräften begleitet, die bereits im Vorfeld zur Sicherstellung eines friedlichen Verlaufs der Veranstaltung vorgesehen waren. Trotz der Störungen konnte der CSD in Köln weitestgehend friedlich abgehalten werden, und die meisten Teilnehmer setzten ein starkes Zeichen für Toleranz und Vielfalt.


Die Ermittlungen gegen die 13 Männer dauern an. Ihnen drohen nun strafrechtliche Konsequenzen aufgrund von Sachbeschädigung und Verstößen gegen das Versammlungsgesetz. Die Polizei betonte, dass sie weiterhin wachsam gegenüber jeglichen Bedrohungen bleibt und entschlossen gegen jede Form von Extremismus vorgehen wird.


Reaktionen und Konsequenzen

Vertreter der queeren Community zeigten sich schockiert über die Vorfälle, lobten jedoch das schnelle Eingreifen der Polizei. „Es ist erschreckend zu sehen, dass solche Vorfälle noch immer passieren, aber es ist beruhigend zu wissen, dass die Polizei rasch und konsequent reagiert hat“, sagte ein Sprecher des Kölner CSD-Organisationskomitees.


Auch Politiker und Aktivisten äußerten sich zu den Vorfällen. Die Kölner Oberbürgermeisterin verurteilte die Angriffe scharf und betonte die Wichtigkeit von Solidarität und Zusammenhalt. „Köln steht für Vielfalt und Toleranz. Solche Angriffe dürfen uns nicht spalten, sondern sollten uns noch stärker machen im Kampf für eine offene Gesellschaft“, sagte sie in einer Stellungnahme.


Der CSD in Köln, eine der größten Pride-Veranstaltungen in Europa, zieht jedes Jahr hunderttausende Besucher an. Die diesjährigen Störungen werfen jedoch ein Schlaglicht auf die weiterhin bestehende Notwendigkeit, sich gegen Intoleranz und Hass zu stellen.


Zukünftige Maßnahmen

Um zukünftige Vorfälle zu verhindern, planen die Organisatoren des CSD und die Stadt Köln in Zusammenarbeit mit der Polizei, die Sicherheitsmaßnahmen weiter zu verstärken. Auch sollen verstärkte Bildungs- und Aufklärungsarbeit sowie Präventionsmaßnahmen gegen Extremismus in den Fokus rücken.


Die Vorfälle beim diesjährigen CSD zeigen deutlich, dass trotz aller Fortschritte im Kampf für Gleichberechtigung und Akzeptanz noch viel Arbeit vor uns liegt. Es bleibt zu hoffen, dass solche Störungen in Zukunft der Vergangenheit angehören und Veranstaltungen wie der CSD weiterhin sicher und friedlich verlaufen können.


Quellen: ZEIT, Polizei Köln, WAZ


HINTERGRUND CSD:


Der Christopher Street Day (CSD) ist ein bedeutendes kulturelles und politisches Ereignis, das jährlich in vielen Städten weltweit gefeiert wird. Er erinnert an die Stonewall-Aufstände vom Juni 1969 in der Christopher Street in New York, die als Wendepunkt im Kampf für die Rechte der LGBTQ+-Gemeinschaft gelten.


Die Stonewall Inn, eine Bar, die hauptsächlich von homosexuellen, bisexuellen und transgeschlechtlichen Menschen besucht wurde, war häufig Ziel polizeilicher Razzien. In den frühen Morgenstunden des 28. Juni 1969 wehrten sich die Gäste gegen die Polizei, und die darauffolgenden Unruhen markierten den Beginn einer neuen, entschlosseneren Phase der LGBTQ+-Bewegung.



Seither erinnert der CSD an diese historischen Kämpfe und Errungenschaften. Er dient der Erhöhung der Sichtbarkeit von LGBTQ+-Personen, dem Protest gegen anhaltende Ungerechtigkeiten und der Feier der Vielfalt und des Stolzes innerhalb der Gemeinschaft. In Deutschland fand der erste CSD 1979 in Berlin statt, und seitdem hat er sich als jährliches Ereignis etabliert.


Der CSD verfolgt mehrere wesentliche Ziele. Er setzt sich für gleiche Rechte und Anerkennung in rechtlichen und sozialen Bereichen ein, einschließlich der Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen und Partnerschaften. Er fördert Maßnahmen und Gesetze zum Schutz vor Diskriminierung und Gewalt und sensibilisiert die Öffentlichkeit für die Lebensrealitäten und Herausforderungen von LGBTQ+-Menschen. Zudem stärkt der CSD Unterstützungsnetzwerke und Ressourcen für die Gemeinschaft, insbesondere für Personen in schwierigen Lebenssituationen.


Der Christopher Street Day ist somit nicht nur ein Fest der Vielfalt, sondern auch ein wichtiger politischer und sozialer Protesttag, der die fortwährende Notwendigkeit des Engagements für die Rechte der LGBTQ+-Gemeinschaft unterstreicht.



Positionierung politischer Parteien zum CSD und zur queeren Community:


Stellungnahmen von Politiker*innen der Bundestagsparteien zum CSD und LGBTQIA+


CDU/CSU

Die CDU/CSU zeigt in weiten Teilen eine konservative bis ablehnende Haltung gegenüber speziellen LGBTQIA+-Rechten, anerkennt jedoch die Bedeutung des CSD. Kai Wegner, Regierender Bürgermeister von Berlin, betonte beim CSD 2023: „Niemand darf wegen der sexuellen Identität diskriminiert werden. Der Berliner Senat wird sich dafür stark machen, dass Artikel 3 GG entsprechend angepasst wird. Das ist mein Versprechen. Es ist Zeit“ .


SPD

Die SPD unterstützt den CSD und die LGBTQIA+-Bewegung vollumfänglich. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, ebenfalls SPD-Mitglied, sagte beim Berliner CSD 2023: „Der CSD ist Ausdruck einer offenen, toleranten und liberalen Gesellschaft. [...] Der Deutsche Bundestag ist ein vielfältiger Arbeitgeber“ . Olaf Scholz, Bundeskanzler, betonte mehrfach die Bedeutung des Engagements gegen Diskriminierung und für Gleichstellung


Bündnis 90/Die Grünen

Die Grünen sind eine der stärksten Befürworter*innen der LGBTQIA+-Rechte im Bundestag. Tessa Ganserer, MdB der Grünen und eine der ersten offen trans* Politikerinnen im Bundestag, sagte: „Der Berliner CSD hat ganz deutlich gemacht, dass wir viele sind. Wenn wir diese Energie bündeln und zusammenstehen, dann können wir gemeinsam die Welt zum Besseren verändern“ . Ricarda Lang, Co-Vorsitzende der Grünen, betonte die Wichtigkeit des Kampfes gegen Diskriminierung und für die gesellschaftliche Akzeptanz von LGBTQIA+-Personen .


FDP

Die FDP unterstützt die Anliegen der LGBTQIA+-Gemeinschaft und sieht den CSD als wichtigen Bestandteil des Kampfes für Freiheit und Individualität. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) erklärte: „Es ist unser gemeinsames Ziel, die Diskriminierung von LGBTQIA+-Personen zu beenden und ihre Rechte zu stärken“ Gleichzeitig blockieren Politiker der FDP in Teilen notwendige Gesetzgebungsverfahrens. Im Jahr 2022 schlägt der FDP-Politiker Papke Trans-Verbot im Grundgesetz vor


Die Linke

Die Linke setzt sich vehement für die Rechte der LGBTQIA+-Gemeinschaft ein. Janine Wissler, Parteivorsitzende der Linken, sagte: „Der CSD ist ein wichtiger Protesttag gegen gesellschaftliche und staatliche Diskriminierung. Wir fordern die Abschaffung aller diskriminierenden Gesetze und die Einführung umfassender Schutzmaßnahmen für LGBTQIA+-Personen“ .


AfD

Die AfD steht dem CSD und den Forderungen der LGBTQIA+-Bewegung kritisch bis ablehnend gegenüber. Viele Politiker der AfD lehnen eine besondere Förderung oder rechtliche Gleichstellung von LGBTQIA+-Personen ab und propagieren stattdessen ein traditionelles Familienbild. Ihre Haltung wird häufig als rückschrittlich und diskriminierend kritisiert .


Quellen

- Berlin Pride | CSD Berlin

- ZDFheute -

-queer.de

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