Richard Krauss
14. Juni 2024
Widerspruchslösung statt Zustimmung
Acht Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Berlin, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Saarland und Schleswig-Holstein haben einen Gesetzentwurf zur Einführung der Widerspruchslösung bei Organspenden vorgelegt, der heute im Bundesrat beraten wird.
Dieser sieht vor, dass künftig jeder Mensch automatisch als Organspender gilt, sofern er zu Lebzeiten keinen Widerspruch erklärt hat. Bislang ist in Deutschland die Zustimmungslösung gültig, bei der eine ausdrückliche Zustimmung zur Organspende erforderlich ist.
Die acht Bundesländer begründen ihren Vorstoß mit dem anhaltenden Mangel an Spenderorganen hierzulande. Obwohl eine Mehrheit der Bevölkerung der Organspende gegenüber aufgeschlossen ist, klafft eine große Lücke zwischen der Zahl der Patienten auf den Wartelisten und der tatsächlich gespendeten Organe. Im Jahr 2023 spendeten bundesweit lediglich 965 Menschen nach ihrem Tod knapp 2.900 Organe, während rund 8.400 Menschen auf eine Transplantation warteten.
Die Widerspruchslösung soll die Spendenbereitschaft erhöhen und damit mehr lebensrettende Transplantationen ermöglichen. Ein ausdrücklicher Widerspruch gegen die Organentnahme wäre weiterhin möglich und müsste nicht begründet werden.
Der Gesetzentwurf sieht eine zweijährige Übergangsphase vor der Einführung der Widerspruchslösung vor. In dieser Zeit soll die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die Bevölkerung über die Bedeutung und Tragweite der neuen Regelung informieren. Zudem sollen Hausärzte ihre Patienten regelmäßig auf die Möglichkeit hinweisen, einer Organspende zu widersprechen oder eine Erklärung abzugeben. Für diese Beratungen ist eine Vergütung nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) im Rahmen der Privatbehandlung vorgesehen.
Nach der Vorstellung im Bundesrat wird der Gesetzentwurf nun in die Fachausschüsse überwiesen und beraten. Findet er eine Mehrheit, muss sich der Bundestag mit der Initiative befassen.
Weitere Informationen zum Thema Organspende in Deutschland:
www.organspende-info.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bietet umfassende Informationen und ermöglicht das Bestellen von Organspendeausweisen.
Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) informiert auf www.dso.de über Organspende[1].
Eurotransplant (www.eurotransplant.org) ist eine nicht-staatliche Organisation, die die Organvermittlung in Deutschland und einigen anderen Ländern koordiniert[1].
Die gebührenfreie Hotline 0800/9040400 der BZgA und DSO beantwortet Fragen zur Organspende[1].
Zusätzlich gibt es seit März 2024 das Online-Organspende-Register des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), in dem man seine Entscheidung zur Organspende eintragen kann.