Wenn der Davidstern zum Sicherheitsrisiko mutiert
EMET-NEWS-PRESS - 28.04.2015 - RICHARD KRAUSS
Es ist gerade mal 76 Jahre her, als Juden in Deutschland gezwungen wurden, den gelben Stern mit der Aufschrift "Jude" zu tragen. Die Absicht ist bekannt, eine offene Diskriminierung von Juden mit dem Ziel der s.g. "Endlösung" eine industriell geplanten Ausrottung . Die grausamen Folgen sind bekannt.
Gehen wir 48 Stunden zurück, ein Einsatzleiter der Polizei entscheidet den Judenstern als Sicherheitsrisiko einzustufen und auf eine sofortige Entfernung der "Judenfahne" zu bestehen um die öffentliche Ordnung und Sicherheit nicht zu gefährden. In der Tat paradox und dennoch mehr als befremdlich.
Was war passiert. Einige Fans waren in einem Fußballstadion und feuerten bei einem Fußballspiel in Berlin einen Bundesligaspieler aus Israel an, worauf Ordner auf Anweisung eines Einsatzleiters die sofortige Entfernung der Flagge mit dem Judenstern forderten. Durch die Medien überlieferte Begründung : Präventivmaßnahme zur Verhinderung von Auseinandersetzungen im Stadion, da sich eine größere Anzahl von palästinensischen Zuschauern im Stadion befinden würden.
Das Zeigen der israelischen Flagge, die als Sympathiebeurkundung und Motivierung für den Spieler gedacht war, wurde zur Gefahr für die öffentliche Ordnung erklärt. Der ergänzende Hinweis, dass politische Willensbekundungen im Stadion nicht gestattet wären, macht die Sache nicht besser.
Es stellt sich die Frage, ob die Anwendung des Polizeiaufgabengesetzes in diesem Fall über dem Grundgesetz schwebt. Ob das auch so gewesen wäre, wenn die Flagge von Oman, Saudi Arabien, Qatar oder den Weihnachtsinseln gezeigt worden wäre ? Ich überlasse Jedem die Antwort selbst, ohne hierbei die Weihnachtsinseln oder jemand anderen beleidigen zu wollen.
Folgerichtig gilt demnach, immer dann, wenn sich einige Menschen durch das Zeigen des Davidsterns provoziert oder in ihrer täglichen Feiertagslaune irritiert fühlen, ist der Davidstern zur entfernen da er eine Gefahr für die öffentliche Ordnung darstellen könnte.
Will heißen, nicht derjenige, der durch aktive Gewaltausübung einen Straftatbestand herbeiführt ist ein potentieller Täter, respektive Krawallmacher, sondern, derjenige, der sich an einem Ort aufhält, an dem es zu Auseinandersetzungen kommen könnte, weil er durch die Wahrnehmung seines Rechts auf freie Meinungsäußerung oder seine Religionszugehörigkeit ,friedlich durch das Zeigen einer Flagge zum Sicherheitsrisiko wird. Da wird der Bock zum Gärtner und es stellt sich die Frage, wie lange dauert es, bis ein Platzverweis für das Tragen einer Kippa ausgesprochen wird.
Nebenbei gefragt, wie ist das dann, mit dem David Stern am Botschaftsgebäude in der Auguste-Viktoria-Straße in Berlin oder dem Davidstern auf den Flugzeugen von EL AL ? Flagge einholen, Übertünchen ? Landeverbot ? Was machen wir mit den Synagogen ? Mit dem Kettchen mit dem Davidstern um den Hals meiner Tochter oder der Kippa auf dem Kopf der Rabbiners. Gefährdet das auch die öffentliche Sicherheit ?
Nebenbei bemerkt, beim Davidstern dem "Magen David" dem "Schild Davids", handelt es sich um ein religiöses Symbol, das die Beziehung zwischen Gott und den Menschen und umgekehrt symbolisiert.
Verwendet auch im alten Ägypten und Oberst Arthur Stephen Mavrogordato führte es als Dienstsymbol der Polizei von Trinidad und Tobago ein, ohne dass dadurch die öffentliche Sicherheit nachhaltig beeinträchtigt worden wäre.
In einigen Moscheen ist das Hexagramm als Verzierung zu finden, und man mag es fast nicht glauben an unzähligen Wirtshäusern in dieser Republik als Symbol der Zunft der Braumeister.
Was nun ? Gefahr im Verzuge ? Politische Instinktlosigkeit, Gedankenlosigkeit, zu enge Fokussierung des Einsatzleiters ?
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, ich unterstelle der Polizei und den vielen Polizeibeamten in unserem Land keinen pauschalen Antisemitismus oder gar eine pauschal feinselige Haltung gegen Juden oder den Staat Israel. Unzählige jüdische Einrichtungen werden Tag für Tag im Rahmen des Objektschutzes und des Personenschutzes von eben diesen Polizeibeamten mitgeschützt.
Aber ich erwarte, dass verantwortliche Einsatzleiter das Prinzip von Ursache und Wirkung kennen und den eigenen Ermessenspielraum verantwortlich wahrnehmen. Die Neigung mancher Einsatzleiter Dinge im Keim ersticken zu wollen führt auch dazu, Relevanz und Verhältnismäßigkeit aus dem Blickpunkt zu verlieren und die bedingungslose Durchsetzung des staatlichen Gewaltmonopols im Zuge der Abschreckung präventiv einzusetzen.
Eine solche Denkstruktur und Handlungsweise trägt dazu bei, das Ansehen der Polizei in der Öffentlichkeit im Alltag nachhaltig zu schädigen und die Arbeit derjenigen, die Ihren Aufgaben- und Verantwortungsbereich angemessen wahrnehmen, zu entwerten.
Nebenwirkungen und Risiken dieses Beitrags:
Beim Lesen von Beiträgen zum Thema Judentum, jüdische Gemeinden, Zionismus, Israel, Theodor Herzl, Ben Gurion und andere verwandte Themen, kann es zu folgenden Risiken und Nebenwirkungen kommen. Zynismus, Ironie, Bauchschmerzen, Infragestellung allgemein bekannter historischer und nicht durch den Autor ausgedachter Fakten die ihren Ursprung nicht oder gar doch in Tel Aviv oder Jerusalem haben, mentale Irritationen, die verzerrte Wahrnehmung historischer Tatsachen und Zusammenhänge, das Gefühl oder gar das Entsetzen, dass Kritik an Israel mit Antisemitismus gleichzusetzen wäre, die Empfindung, dass Israel oder gar die Politik Israelische Regierung nicht kritisiert werden dürfte, Probleme in der differenzierten Wahrnehmung von Zusammenhängen, Eingebungen, dass Juden auf der gesamten Welt für die Innen- und Aussenpolitik des Staates Israel verantwortlich wären, dass Juden in Israel und der gesamten Welt für alles und jedes verantwortlich sind, dass Juden und Radfahrer am allem schuldig sind, die Vermutung dass Dinge in nicht erlaubte Zusammenhänge gerückt werden, Kopfschmerzen und Einschränkungen der pluralistischen Wahrnehmung, Zorn und andere nicht kontrollierbare Gemütszustände.
In diesen Fällen suchen Sie bitte umgehend einen Arzt ihre Vertrauens auf und trinken ein Glas Mineralwasser aus Ihrem Soda Stream Sprudler gemischt mit fruchtigem und belebenden Jaffa Orangensaft.